Schon vor der Geburt unseres Prachtkerlchens besuchte ich einen Kurs im nahegelegenen Yogastudio. Der Kurs nannte sich „Yoga für Schwanger“ und fand jeden Montag gegen 10 Uhr statt.
Ich, als alter Anhänger, machte mich seinerzeit also los zum Studio wo ich, dank dickem Bauch, schonmal total fertig ankam. Den anderen Baldmamas ging es nicht anders und nachdem zehn Frauen erst einmal die Toilette besucht und eine bequeme Sitzhaltung gefunden hatten (gar nicht so leicht, wenn man so schwanger ist), gings auch schon los.
Damals stellte man sich folgendermaßen vor: „Hallo, mein Name ist Marja, ich bin in der 30. Schwangerschaftswoche, es wird ein Junge….“. Am Ende wusste man keinen einzigen Namen mehr, aber in welcher Woche sich die Damen befanden und ob´s ein Junge oder ein Mädchen wird. Zudem erkannte ich, dass ich die Jüngste war. Alle beäugten mich wie eine versehentlich im Geräteraum erschwängerte Sechzehnjährige…
Eine Übung nach der anderen wurde angeboten, wer die dann konnte, durfte sie auch durchführen. (Das war nicht selbstverständlich, denn ab einem bestimmten Zeitpunkt kann man nicht mehr auf dem Rücken, auf dem Bauch und nur noch auf der linken Seite liegen.)
Meistens kam ich schon durch das bloße Andeuten einer Übung an meine Grenzen.
Einigen Teilnehmerinnen merkte man ihr Erfahrung im Yoga deutlich an vor allem, weil sie es immerzu betonten… „Ist das die selbe Übung wie der sterbende Schwan? Ich kenn das aber anders…“ Innerlich verdrehten sich meine Augen gen Himmel…
Die Übungen sollten uns auf die bevorstehenden Herausforderungen der Geburt vorbereiten. Im Nachhinein muss ich sagen, sie taten es nicht im Geringsten, lediglich die „Tön- Übungen“ kamen nahe ran. Bei dieser Art der Meditation oder ich weiß nicht was, ruft man laut Buchstaben, vorzugsweise Vokale, in den Raum. Mein Lieblingsbuchstabe war das „U“. Hatte sich dann auch bei der Geburt bewährt.
Die Entspannungsübungen am Schluss jeder Stunde bewirkten massenhaftes Wegdösen mit geräuschvoller Untermalung jeglicher Art….
Im Umkleideraum wurden dann Schauergeschichten über befreundete Mütter ausgetauscht, welche schon entbunden hatten. Immer hatten sie 80 Stunden lang Wehen und starben den Heldentod an der Mutterfront.
Um sich anschließend die abtrainierten Kalorien wieder anzufuttern, saßen wir nach jeder Stunde im Bioladen nebenan und futterten Torte und soffen Latte Macchiato. Wie sich das gehört, dachte ich jedes Mal und rieb mir das Bäuchlein.
Ich als verantwortungslose Teenmom musste mich in jeder neuen Runde den Fragen stellen: „Und was macht dein Freund? Ihr seid doch nicht verheiratet, oder? Ach, Softwareentwickler, dann ist ja gut….“ Bin dann dazu übergegangen das gleich am Anfang zu erwähnen, das erspart den luxusproblemgeplagten Schwangeren, sich das Gehirn über Sozialwohnungen in der Nähe zu zermartern.
Inzwischen habe ich den ersten Versuch gestartet, zusammen mit meinem Sprössling die Yogastunde „Yoga nach der Geburt“ zu besuchen. Hat man die Absicht da wirklich Yoga zu machen, kann mans echt vergessen. Schreiende und kotzende Säuglinge liegen überall auf dem Boden, dicke Mütter strecken ihre Hintern und die Entspannungsübungen fallen einfach ganz weg. Jetzt stellt man sich so vor:“ Hallo, ich bin Jonah´s Mama, Jonah ist jetzt 8 Wochen alt.“ Alle fummeln nur an ihren Babys rum und keiner guckt die Vorturnerin an. Nur ich natürlich und gelte damit gleich wieder als egoistisch und vernachlässige mein Kind…
Habe daraufhin beschlossen, noch eins, zwei Monate ins Land ziehen zu lassen bevor ich einen neuen Versuch starte. Schwimmen soll ja auch toll sein…