Falsche Freunde Lektion #2

Heute keine klassischen falschen Freunde, die auf einer Doppelbedeutung oder einem Mißverständnis beruhen sondern vielmehr welche, die helfen sollen nicht in die Falle gemein-witziger Zeitgenossen zu tappen.
Folgende wahre Geschichte kann hier als Auslöser gesehen werden:

Ein deutsches Mädchen auf der Suche nach Erfahrungen fürs Leben macht sich eines Tages auf den Weg nach Schweden, um Land, Leute und Sprache kennen zu lernen. Die ersten Freunde findet sie schnell und sie erklären sich auch bereit, ihr etwas Schwedisch beizubringen. Für den Anfang nur die basics. Danke, Bitte, Wieviel kostet das?, das volle Programm der letzten Seiten eines jeden Reiseführers also. Was unsere herzensgute Heldin nicht wusste ist, dass die Lerngruppenschweden sich einen kleinen Scherz mit ihr erlaubten. So ging sie also frohgemuts über einen längeren Zeitraum in den Konsum an der Ecke und bedankte sich nach dem Einkauf und Erhalt des Wechselgeldes bei der ältlichen und rundlichen Kassiererin mit dem freundlichen Lächeln mit einem charmanten „Tack för fan!“, dem Ausdruck also den sie für das schwedische Äquivalent zum deutschen „Vielen Dank!“ hielt. Der aufmerksame Leser und Schwedischlerner wird jetzt einen inneren Aufschrei kaum noch zurückhalten können, denn eigentlich sollte es doch „Tack så mycket!“ heißen. Richtig! Was unsere minimal treudoofe Protagonistin der guten Kassen-Brunhilde um die Ohren pfefferte war vielmehr ein „Danke verdammt noch mal!“. Das ist sicherlich nicht immer unangebracht, aber doch eher ungewöhnlich und in manchen Fällen könnte man sich vorstellen, dass der gegenüber leicht beleidigt zurück bleibt.
Und genau in diese Kerbe schlägt auch die heutige Lektion:

„Beleidigungen – Erkennen, Abwehren, Kontern.“

Die Schweden sind wohl nicht die eloquentesten Beleidiger der Welt. Das einfach zugängliche Vokabular in der Hinsicht scheint sich auf ein paar Grundfloskeln zu beschränken, die man dann munter kombinieren kann.
jävla – verdammte/r
idiot – Idiot
rövslickare – Arschkriecher/-lecker
rövshål – Arschloch
skit – Scheiß/e
(auch skit+alles mögliche, also Substantive oder Adjektive nach belieben dran hängen)
fan! fy fan! för fan! fan också! – Scheiße! Verdammte Scheiße! Scheiße aber auch! Verdammt!

Interessanterweise fand ich aber ein paar ganz nette Möglichkeiten mehr oder minder indirekt Zweifel an den kognitiven Fähigkeiten einzelner Personen auszudrücken. Diese zu sammeln kommt sicher dem hoffnungslosen Versuch die Flut an Chuck Norris-Witzen zu bewältigen gleich, aber da es immer sehr erfrischend ist, eben jene aufzufrischen, kann das hier ja nicht schaden.

Hier ein paar davon mit meiner spontanen Übersetzung:

# Han har inte inte alla kottar i granen
* Er hat nicht alle Zapfen an der Fichte

# Den sista hästen har lämnat stallet
* Das letzte Pferd hat den Stall verlassen

# Kortet är i bankomaten men det finns inga pengar på kontot
* Die Karte ist im Automaten, aber es ist kein Geld auf dem Konto

# Har inte alla indianer i tältet
* Nicht alle Indianer im Zelt haben

# Har inte alla hönsen/fåren hemma
* Nicht alle Hühner/Schafe zu Hause/daheim haben

# Inte alla indianer i kanoten
* Nicht alle Indianer im Kanu

# Har inte plogat ända fram
* Nicht bis zu Ende gepflügt haben

# Spelar inte med hela kortleken
* Nicht mit allen Karten im Kartenspiel spielen

# Har inte alla flingor i paketet
* Nicht alle Flocken/Cerealien im Paket haben

# Det ringer, men det är ingen som svarar
* Es klingelt, aber niemand antwortet/nimmt ab

# Inte alla bestick i lådan
* Nicht alles Besteck im Schubfach haben

# Inte alla fåglar i boet
* Nicht alle Vögel im Bauer haben

# Är inte med i matchen
* Nicht mit im Spiel sein

# Har inga större studieskulder
* Keine größeren Studienschulden haben

# Cirkusen har åkt, men clownen är kvar
* Der Zirkus ist weitergezogen, aber der Clown ist noch da

# Hjulet snurrar men hamstern är död
* Das Rad surrt, aber der Hamster ist tot

# Det är inte skottat ända fram
* Es ist nicht bis zu Ende geschaufelt

# Har inte tänkarmössan på
* Die Denkermütze nicht aufhaben

Aber auch ein paar verzweifelte Versuche, gemein zu sein, können unternommen werden, spielen sich dann aber doch eher auf dem Level der ‚Kindergarten‘-Gemeinheiten ab. Die ganz üblichen Verdächtigen habe ich da schon mal vorsorglich aussortiert. Das hier bleibt über:

Han/Hon har en trasig DNAstege
Er/Sie hat einen kaputten DNA-Strang

den bilen glömde däcken hemma
Das Auto hat die Reifen zu Hause vergessen

IQ-fiskmås
IQ-Fischbrei

Vad är din uppfattning om mänskligheten, som utomstående?
Wie sieht deine Einschätzung der Menschheit aus, als Außenstehender?

Han är inte dum, han har bara otur när han tänker.
Er ist nicht dumm, er hat nur Pech wenn er denkt.

han/hon har för lite pommes frites på tallriken
Er/Sie hat zu wenig Pommes Frites auf dem Teller

IQ-fiskpinne
IQ-Fischstäbchen

Smart som en guldfisk.
Klug wie ein Goldfisch.

Han/hon har ett hål i staketet.
Er/Sie hat ein Loch im Zaun.

han har ett knippe grönsaker nedgrävna under sitt staket.
Er hat ein Büschel Gemüse unter seinem Zaun vergraben.

Han måste vara norrman.
Er muss Norweger sein.
(Norwegerwitze, Klassiker in Schweden, man denke nur an den Film Så som i himlen, in dem die Kassiererin im lokalen Supermarkt einer alten Frau folgenden Witz erzählt: Ein Schwede und ein Norweger stehen vor einem Sarg an einem offenen Grab. Der Schwede fragt: „Wer ist der Tote?“ Der Norweger antwortet: „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, es ist der Typ in der Kiste.“)

Inte alla paddlarna vattnet – Nicht alle Paddel im Wasser

Inte alla indianerna i kanoten – Nicht alle Indianer im Kanu
_________

Eventuelle Gastautoren zum Thema „Knock-knock Witze“ sind herzlich willkommen. Zur Erinnerung, diese verlaufen nach dem Schema: *Knock-knock* – „Who’s there?“ – „Ken.“ – „Ken Who?“ – „Ken I come in?“
Wie man an diesem Beispiel bereits sieht, wäre es hier dann auch wichtig, in Form eines Kurzessays auf die unterschiedlichen Wirkungsweisen in geschriebener und gesprochener Sprache einzugehen.

Veröffentlicht von konrad.

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