Falsche Freunde – Lektion #01

Das Leben lehrt uns viele wichtige Dinge. Vor allem lehrt es uns, Dinge zu lernen, die man sich beim drögen Ausdenken von Lehrbüchern häufig gar nicht vor Augen führt. Dazu gehören vor allem die so genannten false friends, die falschen Freunde, sprich: Worte, die in der einen Sprache etwas ganz anderes bedeuten als in der anderen. Dafür gibt es jetzt aber diese Rubrik, mit hoffentlich anschaulichen Beispielen, die eine Verinnerlichung vereinfachen.

Stellen wir uns für die erste Lektion also folgendes Szenario vor:

Es ist Samstagabend in einer schwedischen Studentenstadt. Ein Mädchen aus Deutschland mit nur sehr rudimentären Kenntnissen der schwedischen Sprache verspürt die unbändige Lust, sich zu den Klängen der Konservenkapelle zu bewegen. Bei dieser Gelegenheit lernt sie einen attraktiven jungen Herren kennen, mit man durchaus mal eine Tasse Kaffee trinken könnte, um sich über Gott und die Welt, vor allem bei einer geringeren Umgebungslautstärke, zu unterhalten. Der junge Mann ist Schwede und (Klischéewarnung!) spricht deshalb ein ausgesprochen gutes Englisch, das unseren beiden Post-Adoleszenten zur Kommunikation dient. Als würde er die Gedanken seines Gegenübers ahnen, fragt er nach einer Verabredung zum Kaffee. Sie willigt natürlich sofort ein. Jetzt gilt es für ihn nur noch einen Termin auszumachen und diesen zu fixieren, in seinem Kalender versteht sich. Doch der liegt am anderen Ende des Clubs. Wohlerzogen wie er ist, entschuldigt er sich, um diesen eben rasch zu holen.

Und hier lauert die Gefahr!

Für einen kurzen Moment hat unser junger Held vergessen, dass er sich in einer Fremdsprache unterhalten muss und greift auf ein für ihn alltägliches Wort aus seiner Muttersprache zurück. Er erzählt der vermeintlichen Herzensdame in spe, er müsse mal eben seinen fickkalender holen. Hier schellen sofort sämtliche Alarmglocken bei einem deutschen Zuhörer und wir dürften uns nicht wundern, würde das Mädchen entrüstet von dannen ziehen. Doch Obacht! Was bei uns die plump-vulgäre Form erkennen ließe, einen Partner für den Beischlaf terminlich in der nächsten Woche unterzubringen ist im Schwedischen nur der Hinweis darauf, dass es sich um einen kleinen, handlichen Kalender für die Tasche (vgl. schwedisch ficka – Tasche) handelt. Unser Schwede ist also keineswegs ein Lustmolch sondern vielmehr ernsthaft daran interessiert, das deutsche Mädchen näher kennen zu lernen. Dafür will er sich eine kurze Notiz machen, denn es scheint ihm mit ihr ernst zu sein.

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Zusammenfassung der Lektion #01:

deutsch
Fickkalender m Das Buch, in das man Verabredungen zum (oder Protokolle des) Geschlechtsverkehr(s) schreibt.

schwedisch
fickkalender en Das Buch im Taschenformat, in das man jegliche Art von Terminen schreibt.

Veröffentlicht von konrad.

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