Der Herr zeigt mir den Weg

Jedem Autofahrer ist klar, dass es mehrere Feinde im Straßenbild gibt. Doch keiner dieser Feinde ist so konsensfähig wie die bundesdeutsche Ampelschaltung. Jetzt habe ich den kürzlich ausgestrahlten Bericht in einem dieser Wissensmagazine zum Thema „Die Ampel ist immer länger rot als grün“ nur halb gesehen und kann mich deshalb keiner wirklich neuen Erkenntnisse erfreuen. Es ist wohl aber davon auszugehen, dass Grün- und Rotphasen ähnlich lang sind, nur die empfundene Dauer unterschiedlich daherkommt. Das macht ja auch Sinn, wenn man bei der einen Farbe stehen muss und bei der anderen einfach vorbeirauschen kann. Neben einer pseudowissenschaftlichen Erklärung ging es wohl aber auch darum, jedem Hinz und Kunz einmal die Chance zu geben, seine Ansichten über die verkehrsleitenden Lichter in die Welt zu schreien. Und warum sollte ich da jetzt hintenanstehen?

Meiner Meinung nach ist das ganze Konzept Ampelschaltung basierend auf göttlicher Vorsehung. Und auch wenn ich mich jetzt schon fast auf Grund dieser boulevardpressekompatiblen Aussage aus dem Bereich „Weiteres Inhaltsähnliches“ zurückziehen könnte, muss ich doch sagen: Das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist tatsächlich so erlebt.

Auf einer dieser einstündigen Autofahrten aus dem schönen Strausberg zurück in die Stadt stellte ich fest, dass es neben meinem Gefährt nur noch einen Opel Corsa einige Meter vor mir auf den Straßen gab. Eine luxuriöse Situation, wenn man dann auch noch in Lichtenberg und somit mindestens vierspurig unterwegs ist. Zu meinem Erstaunen kamen wir darüber hinaus auch „sehr gut durch“ (wie man in solchem Fall sagt). In Fachkreisen sagt man wohl „Wir hatten eine Grüne Welle“. Woran aber lag das, wenn es doch sonst nie so reibungslos voran ging? Richtig. Hier hatte Gott seine Finger im Spiel, resp. eine seiner irdischen Stellvertreterinnen. Im Corsa nämlich saß eine Nonne. Nicht am Steuer, sondern nur auf dem Beifahrersitz, aber auch das schien schon zu genügen. Ihre Aura schien sich positiv auf die Ampelphasen auszuwirken, oder sie hatte eine Standleitung zum Großen und der hat das für sie geregelt. Schnell fiel mir ein Teil unseres Speisensegnungspsalms aus dem Kirchenhort ein: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ Keine Spur von „und die Grünphase natürlich“. Aber vielleicht war das auch nur die Lite-Version für all diejenigen, bei denen man sich nicht ganz sicher sein konnte, ob sie wirklich dank dafür empfanden, dass der Herr ihnen den Teller Esskastanien vor die Nase gestellt hat. Mein heidnischer Versuch, mich an die geltende Straßenverkehrsordnung zu halten und statt der gesegneten 60 Stundenkilometer die erlaubten 50 zu fahren führte schnell dazu, dass ich etwas hinter dem Mama-Mobil zurückfiel, da hieß es improvisieren. Und so begann ich mich kurz vor jeder Ampel zu kreuzigen, was ein erneuter Fehler war, wenn man bedenkt, dass wir Evangelen das eh nie gemacht haben. Prompt bekam ich dann auch die Antwort, den Zorn Gottes, die Farbe der Liebe auf die Leuchte der Landstraße (jaja..innerorts, ich weiß, aber die Alliteration war schneller als das innere Korrektorat).

Ich habe daraus gelernt, dass es wohl Dinge auf Erden gibt, die man nicht begreifen kann, wenn man nicht glauben mag und da ich nicht glauben mag, begreife ich nicht und was ich nicht begreife, das gibt es auch nicht. Macht das noch Sinn?

Veröffentlicht von konrad.

Eighty percent of success is showing up.

Beteilige dich an der Unterhaltung

2 Kommentare

  1. die idee, jo. bei wwm anzumelden, hatte ich auch schon mal. vielleicht sollten wir es durchziehen. vorher nochmal nen knebelvertrag, der uns, sienen managern, 50% sichert und schwupps. sollte doch eigentlich kein problem sein.

    meine angst ist nur, dass jo. bei der 100 euro frage einfach sagt:“ey, das ist mir zu blöd hier“, aufsteht und das studio verlässt.

  2. @hanni: das ist vermutlich eine ganz hervorragende idee und die sollten wir zeitnah mal umsetzen. vielleicht ließe sich seine kandidatur ja mal mit armin und kristian etwas genauer während einer ersten halbzeit planen, so lange jo. noch nicht vom veilchen-heimspiel o.ä. zurück und am start ist.
    und ich glaube nicht, dass er davonmarschiert, da ist er doch viel zu sehr medienhure und darauf bedacht sein wissen zu exponieren. ich glaube, ich habe es auch noch nie geschafft, ihn tatsächlich mal zu unterbrechen, bisher hat er noch jeden satz nach einer pause zu ende gesprochen..

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar zu konrad. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.