WM Tag #1

Das hat man ja auch selten. Da freut man sich einige Wochen darauf, dass der Sommer gefüllt ist von Fussballspielen und großen Zielen, da weiß man, dass man etwas zu tun hat, auch wenn man eigentlich nichts zu tun hat. Da muss man sich fast schon nicht mehr schlecht fühlen, wenn man tagsüber fern sieht, da wird das beinahe zu so etwas wie Arbeit und dann das:

Ich habe schon gar keine Lust mehr auf diese WM.

Der erste Tag war wirklich zum abgewöhnen. Das fing bei der vollkommen zur Bedeutungslosigkeit verkommenen Eröffnungsfeier an. Drei Moderatoren, keine Ahnung und die Atmosphäre im Stadion wurde von den Mikrophonen knapp unterhalb des für den Menschen hörbaren Bereiches eingefangen. Einzig heraus stach der ARD-Experte, der sich an den Knack- und Knall-Lauten versuchte und dann zugab, dass jeder der mit der Sprache Xhosa vertraut sei sich wohl grade für ihn schämen würde.

Delling und Netzer müssen sich auch erst mal warm reden, sollten das aber besser in Zukunft mit Themen machen, die sie verstehen. Dass die ARD sich eine Expertin für die Rubrik »Land und Leute« gesucht hat, die Wurzeln in Südafrika hat ist sicherlich ein richtiger Ansatz, sie aber mit D&N ins Studio zu stellen, damit diese beiden zeigen können, dass sie vom Spezialgebiet der jungen Dame, Tanz, keine Ahnung haben war keine gute Idee. Aber die beiden konnten das mit ein paar kleinen Schmähungen überkompensieren, wofür sie ein beklommenes Lachen erhaschen konnten, dass der Tänzerin halb im Halse stecken geblieben ist.

Aber wie man schon beim Eurovision Song Contest gesehen hat, auch der längste und langweiligste Vorbericht hat irgendwann ein Ende und man kann sich dem eigentlichen Ereignis zuwenden: Fussball!

Nur leider gab es auch hier nicht viel zu holen. Alle Welt sprach von einem typischen ersten WM-Tag, denn die beiden Spiele am Eröffnungstag strotzten nur so vor Langeweile, Ereignisarmut und spielerischem Unvermögen. Jetzt haben sowohl die Spiele Südafrika–Mexiko (1:1) als auch Uruguay–Frankreich (0:0) ihre zehn spannenden Minuten gehabt. Diese wussten aber in keinster Weise für die beleidigende Restvorstellung zu entschädigen. Da hätte ich mir lieber eine 90-minütige Direktschmähung von Netzer und Delling gewünscht, die sich an jeden einzelnen Zuschauer wenden oder wahlweise aus dem Telefonbuch vorlesen.

Und dann waren da ja noch die Vuvuzelas, diese Höllentröten. Jetzt kommt es selten vor, dass ich einem Baumarktsangestellten, der sich als RTL-Experte hergibt, Recht geben möchte, aber dieser patente Herr meinte in der Quintessenz: Es gibt guten und es gibt schlechten Lärm. Bei rund 100 dB kann solch ein Lärm schon anstrengend werden, aber ein Presslufthammer bspw. moduliert die Töne, die er produziert, dem Untergrund und Material entsprechend. Die Vuvuzelas allerdings sind gerade deshalb so nervtötend, weil sie genau einen einzigen Ton hervorbringen. Und den hat man dann 90 Minuten im Ohr. Jetzt könnte man meinen, die Tontechniker hatten den Dreh schon bei der Eröffnungsfeier raus und nehmen vorsorglich ein wenig Außenatmosphäre zugunsten des Kommentars weg, aber weit gefehlt. Plötzlich ist es möglich, die Geräusche im Stadion einzufangen und dafür den Kommentator etwas runterzuregeln.

Armin hat für mich bereits jetzt schon den Song/Claim der WM 2010 hervorgebracht:

»Lass die Finger von Vuvuzela!«

Da ich trötenbedingt gestern schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, bleiben jetzt wohl nur drei Optionen:

1. An die ARD schreiben und um Tonausgleich bitten (da wird es wohl eine kritische Masse brauchen)
2. Den Ton am Fernseher einfach komplett abstellen (bringt einen um die Chance, Platitüden-Bingo zu spielen)
3. Den Fernseher komplett ausschalten, den Sommer genießen und statt dessen Fussball in Form der wunderbaren Berichte von Frédéric Valin auf Spreeblick bei Bedarf nachlesen (was wohl nur eine Begleiterscheinung werden wird…)

Veröffentlicht von konrad.

Eighty percent of success is showing up.

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3 Kommentare

  1. geh ich überall mit, aber rsa gegen mex war eigentlich nicht so ein schlechtes spiel.

  2. hab ich auch gedacht, allerdings erst nach dem spiel uru–fra. ich glaube einfach, dass spiel #2 so schlecht war, dass man selbst ein eigentlich nicht so tolles spiel auf einmal gut findet…

  3. der kommentator bei rsa-mex wurde in jeder trägen phase des spiels aber auch nicht müde zu betonen, dass es ein „typisches eröffnungsspiel“ sei, quasi wie zu erwarten…fehlte nur ein „schalten sie ruhig ab“. bin auf jeden fall dafür, das eröffnungsspiel abzuschaffen..

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