Tag 10 – New York – Knishtief downtown

alternativer Titel dieses Eintrags: Senda salami to your boy in the army
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Wraps, die Leibspeise der indigenen amerikanischen Rap-Kapelle Wu-Tang-Clan, deren Name durch eine Verkürzung des Crew-Namens »W« und deren Lieblings-Gesangsstil »rap« Anfang des 19. Jh. entstand. Wichtig sind in der leichten Frühstücksvariante die Bratkartoffeln wegen des übersättigenden Effekts und das Stück Orange, weil es ein fröhlich bunter Klecks auf dem Teller ist.

Dieser Tag begann, wie sollte es anders sein, mit einem dicken Frühstück. Diesmal in der 14th St. und direkt nach der wenig cleveren Entscheidung, einen Boston Kreme Donut vorwegzuschicken. Das stellte sich besonders im Hinblick auf die folgende langanhaltende Übelkeit als so etwas wie ein Fehler heraus.

Da es unser letzter kompletter Tag in den USA werden sollte, gedachten wir, diesen für einen kleinen Einkaufsbummel zu nutzen. So besorgten wir also ein paar Geschenke und Mitbringsel für die Lieben und die weniger Lieben daheim, konnten aber weiterhin keinen Laden finden, der einem ein paar nette Converse verkaufen wollte. Statt dessen standen wir plötzlich vor einem einem Beauty Spa mit einem zumindest fragwürdigen Angebot…

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$100?! Da muss es doch jemandem geben, der es einem günstiger macht…

Wer eine alternative Aussicht aus einer deutlich geringeren (im Vergleich zum Empire State Bldg. u.ä.), aber immer noch sehr brauchbaren Höhe genießen möchte, der kann sich auf den Weg zum Hotel Bowery (3rd Ave./3rd. St.) machen. Mit jugendlichem Übermut und dem Gehabe eines Gastes in diesem Hause sind wir an den Pagen und der Dame am Empfang vorbeigeglitten, scharf links eingschlagen, als wüssten wir, was wir tun und fanden uns dann glücklicherweise vor dem Fahrstuhl wieder. Mit dem kann man so hoch fahren, wie es eben nur möglich ist, muss dann aber noch zwei, drei Etagen zu Fuß gehen und findet sich dann vor der Tür zur Terrasse, die etwas wackelig wirkt, dafür aber komplett menschenleer ist und einen netten Blick auf die Nachbarschaft eröffnet.

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Gegenüber vom Hotel gab es dann einen ersten Milchkaffee des Tages, in der Hoffnung, die dünne Brühe, die uns nun schon seit über einer Woche beim Frühstück vor den Latz geknallt wurde, vergessen zu machen. Und wenn es schon keine Schuhe für uns zum Anziehen geben sollte, dann doch wenigstens einen Bio-Öko-Kaffee, der einem diese auszieht.

Vollkommen kaffeeverstrahlt humpelten wir dann weiter an den Ort, wo Harry Sally traf, oder zumindest in den Laden, in dem sie ihm so eindrucksvoll einen vorgetäuschten Orgasmus vorgeführt hat – Katz’s Delicatessen. Da ich schon häufig davon gelesen hatte, aber nie wirklich wusste, was es tatsächlich ist, gönnte ich mir dort ein Pastrami-Sandwich. Ein Sandwich, dass sich als das teuerste der Welt (zumindest meiner kleinen) herausstellte und von dem ich nicht einmal ein Foto angefertigt habe. Da der gute, junge Mann den Senf vergessen hatte, wurde der Verzehr eine nicht nur unglaublich fettige, sondern auch trockene Angelegenheit, aufgeheitert nur durch die salzigsten Gurken, die auf Gottes grüner Erde wandeln und mir in ein paar Blätter Papier eingeschlagen wurden, was ein suppiger Spaß wurde.

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Katz’s Delicatessen – und jeder berühmte Amerikaner war schon dort und hat sich mit einem Lächeln für die Wall of Fame ablichten lassen.

So gestärkt, dehydriert und mit puckernden Herzkranzgefässen ging es weiter in den Law and Order-District, bekannt aus Film und Fernsehen und schließlich, aus offensichtlichen Gründen, auf die Avenue of the Finest.

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Die Ambulette, nicht nur eine platzsparende Kombination aus Ambulance und Bulette, sondern auch eines der Imbissmobile, das Hungerleidenden rasch eine Frikadelle in die hohle Hand zaubert.

Man ahnt es sicher schon seit Tag eins und auf Grund der frequenten unterschwelligen Fuß-Fetisch-Anspielungen, wir sollten doch noch mal Glück haben. Aber wie so oft im Leben mussten wir zuvor erst sämtliche Hoffnungen und ein Stück weit uns selbst aufgeben, bevor wir in das tatsächliche Einkaufsparadies kamen, das Stück vom Broadway das tief in Downtown NY liegt. So hieß denn endlich: sss – shoe shopping spree.

Allerdings stellten sich sowohl meine, in der Euphorie gleich im ersten Laden, der welche hatte, gekauften, als auch die mitgebrachten Chucks als je ungefähr eine halbe Nummer zu klein heraus, um damit noch so etwas wie Spaß zu haben. Und die schweren Adidas-Treter mögen zwar gut aussehen, bei den aktuellen Temperaturen aber sind sie alles andere als tragbar.

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Kommen wir zum single most major let-down der Reise, einem Spiel in der Nordamerikanischen Basketball-Profiliga. Bereits während der ersten Tage hatten wir uns Karten für die Knicks gegen die Bucks besorgt und so sahen wir diesem Ereignis mit einer gewissen Freude entgegen, u.a. weil Tracy McGrady gerade zu den Knicks gekommen war (oder hab ich das erst am Abend des Spiels erfahren?). Eine ausführliche Besprechung dieses Monate zurückliegenden Spiels können wir sicher bei Armin erbitten, wenn wir bei drei alle ganz laut seinen Namen rufen!

NBA hin oder her, das war schlimmer Basketball, den man auch in Europa eigentlich gar nicht sehen mag, lediglich ein Spieler der Bucks, dessen Name mir allerdings auch schon wieder entfallen ist, lieferte eine halbwegs akzeptable und unterhalsame Leistung ab und so konnten die Gastgeber verdient mit 67:83 aus der eigenen Halle gefegt werden.

Und wie immer, wenn man enttäuscht ist, gibt es eine Sache, die es wieder etwas besser macht: Pizza! Also holten wir uns in dem kleinen Laden unweit unseres Hostels ein paar Slices, Cola, Bier und Zigaretten und setzten uns noch eine Weile auf die Terrasse unserer Unterkunft, auf der es für Mitte Februar jetzt auch in New York erstaunlich angenehm war.

Veröffentlicht von konrad.

Eighty percent of success is showing up.

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