Anleitung zum … Kaffee tragen

Der Teaser ist mittlerweile auch schon Ewigkeiten her und deshalb, und auf Grund einer einzelnen erneuten Anfrage, jetzt hier endlich der erste Teil unserer grossen Anleitung zum Großstädterdasein.

Kaffee – das schwarze Gold des kleinen Mannes.

Kaum etwas ist heutzutage in den Fußgängerzonen im Morgengrauen und zur Mittagsstunde so unabdingbar und wichtig, solch ein Necessoire, wie der tragbare Kaffee. Koffeinschübe am Morgen und Mittag sind es, die darüber entscheiden, ob ein Tag überhaupt durchstehbar ist.
Nicht erst seit der vergangenen Fußballweltmeisterschaft ist das offizielle Heißgetränk der togolesischen Nationalauswahl von den Straßen nicht mehr wegzudenken. Doch noch immer passieren schreckliche Dinge, jeden Tag und vor unser aller Augen. Menschen eilen geschwind durch enge Gassen und verbrühen sich dabei ihre new economy-Fingerchen, die doch der Schlüssel zum eigentlichen Broterwerb sind. Andere verteilen das heilige Schwarz auf dem Bürgersteig oder dem Blousson, das ist ärgerlich und teilweise bares Geld, das da nicht wieder aufhebbar zwischen den Pflastern der Straßen verrinnt.
Doch das muss nicht sein!
Einer wohligen Ausgeglichenheit steht nichts mehr im Wege, wenn man nur ein paar einfache Hinweise, Drei Schritte zum alltäglichen Kaffeeglück, beachtet.

Schritt #1 – die Bestellung

Eigentlich ist die Bestellung noch der leichteste Part. Entscheiden Sie sich für eines der angepriesenen Heißgetränke und sagen Sie dieses dem Menschen an der Maschine an.
Hinweis: Ab einer Bestellmenge von mehr als zwei Getränken gleichen Typs empfiehlt es sich immer, zusätzlich die gewünschte Anzahl per in die Luft gehaltener Finger anzuzeigen.
Vorsicht: Vermeiden Sie etwaige ambige Formulierungen! Sagen Sie in keinem Fall: „Ich hätte gern eine große Latte.“, o.ä.

Schritt #2 – Den Kaffee transportbereit machen

Nachdem Sie ihre bestellte Kaffee- oder Teespezialität nach eigenem Gutdünken mit Milch und/oder Zucker oder wahlweise keinem von beidem versehen haben gilt es ihr tragbares Getränk wegbereit zu machen. Nehmen Sie sich dazu einfach einen der meist in der Nähe von Zucker und Rührstab stehenden Deckel.
Vorsicht: In den meisten Fällen gibt es davon mindestens zwei verschiedene Größen. Achten Sie darauf, den Deckel nicht einfach gedankenlos auf ihr Getränk fallen zu lassen. Überprüfen Sie, ob sich die Durchmesser von Becher und Deckel gleichen, indem Sie zunächst den Deckel mit drei Fingern haltend langsam auf den Becher zuführen. Sollten die Größen übereinstimmen fahren Sie wie unten beschrieben fort, sollte dies nicht der Fall sein, kehren Sie zum Deckelstapel zurück.
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Legen Sie nun den Deckel auf dem Becher ab und drücken ihn vorsichtig mit beiden Händen an. Achten Sie dabei darauf, dass Sie den Becher mit beiden kleinen Fingern (anfänglich empfiehlt sich auch noch die Ringfinger zur Hilfe zu ziehen) stützen, damit dieser nicht umfallen kann.
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Wiederholen Sie das Andrücken nun in kreisförmiger Drehung um den Becher herum, damit Sie sicher gehen können, dass ein genauer Abschluß zwischen Deckel und Becher gewährleistet ist.
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Testen Sie nun, ob der Deckel auch wirklich gut sitzt, indem Sie den mit beiden Zeigefingern am unteren Rand anfassen und den Becher so vorsichtig und für nur ein paar Zentimeter anheben. Können Sie den ganzen Becher unfallfrei anheben, geht es weiter zum nächsten Schritt. Löst sich der Deckel vom Becher, wiederholen Sie bitte die letzten drei Handgriffe.

Schritt #3 – Der Kaffee unterwegs

Gratulation! Jetzt gibt es nicht mehr viel, was Sie von einem erfolgreichen Tag und dem schwapperfreien Tragen und Trinken ihres gewählten Heißgetränks fern hält. Doch warten im letzten Teil wieder ganz besondere Tücken auf Sie. Also seien sie behutsam!
Es geht also auf die Straße. Damit sie sich in der handschuhfreien Jahreszeit nicht an den Händen verbrühen empfiehlt sich eine spezielle Tragetechnik, die sowohl die Hitze des Bechers berücksichtigt, als auch der Tatsache Beachtung schenkt, dass auch der Inhalt mal gekocht wurde.
Die drei Finger, die wir im Folgenden brauchen werden sind Daumen, Zeige- und kleiner Finger.
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Fassen Sie mit Daumen und Zeigefinger links und rechts des Bechers an den verstärkten Deckelrand. Erfahrungsgemäß wird hier die wenigste Hitze an die Umgebung abgegeben.
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Damit Sie nicht Gefahr laufen, sich Spreizfinger zuzuziehen, sollten Sie den Becher zusätzlich mit dem kleinen Finger von unten stützen. Keine Angst, auch hier ist der Papprand verstärkt und bleibt in den meisten Fällen eines der kühlsten Teile der gesamten Apparatur.
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Der eigentliche Geheimtipp ist nun aber die Positionierung des Heißgetränkeausgussloches zur Hand. Achten Sie darauf, dass dieses entweder zum Handrücken gerichtet oder wie oben auf dem Bild gänzlich von der Hand wegführend positioniert ist. So garantieren Sie eine schwapperfreien Transport auf all ihren Wegen.

SIE HABEN ES GESCHAFFT! AB SOFORT KÖNNEN SIE SICH EIN STÜCK WEIT GROSSSTÄDTISCHER UND WELTMÄNNISCHER FÜHLEN. SIE BEHERRSCHEN JETZT DEN SCHMERZFREIEN VERZEHR VON MITNAHMEHEISSGETRÄNKEN JEGLICHER COULEUR.

Abschließend noch ein paar allgemeine Hinweise.

  • Rennen Sie nicht mit einem Becher in der Hand dem Nahverkehr nach!
  • Trinken Sie nach Möglichkeit nicht im Gehen sondern Pausieren sie für jeden Schluck!
  • Pusten Sie unbedingt vor dem ersten Schluck aus einer gewissen Entfernung in den Becher, die Ihnen entgegenschwallende Luft kann wichtige Auskunft darüber geben, ob Sie tatsächlich schon gedankenverloren runterschütten können!
  • Rennen Sie generell niemals mit einem Becher in der Hand!
  • Verbreiten Sie die Kunde von dieser Anleitung, sie kann auch Ihre Hose einmal vor braunen Flecken bewahren!

Veröffentlicht von konrad.

Eighty percent of success is showing up.

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2 Kommentare

  1. Besser finde ich allerdings die „Papp-Abstandshalter“, die man in echten Coffeeshops bekommt. Halten die Finger nicht all zu heiß, sehen auch großstätisch und transatlantisch aus und zeigen, daß man seinen Kaffee genießt und deshalb nicht bei der UBahn-Bäckerei holt. ;)

  2. Puh..schwere Vorwürfe an U-Bahn-Bäckereien. Der Tchibo-Kaffee soll auch ganz gut sein, wurde mir berichtet. Und die Papp-Abstandshalter bringen vielleicht etwas, wenn man mehrere trägt, doch bei einem einzelnen Becher erscheint mir das fast schon albern und irgendwie vertraue ich diesen Konstruktionen nicht, wer sagt mir denn, dass da nicht jeden Moment der Deckel hochschießt, weil ich irgendwie versehentlich falschen Druck auf den Becher aufgebaut habe? Ich mag unseren Weg nach wie vor.

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